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Ortsgemeinde Siershahn

Überblick über die Ortsgemeinde Siershahn

Vom Fronhof zum Industriestandort


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Wer auf der A3 von Köln nach Frankfurt fährt und seine Blicke schweifen lässt, bemerkt auf halber Strecke links der Autobahn die Ortschaft Siershahn im Westerwald (siehe auch Hinweistafel bei der Abfahrt "Kannenbäckerland").
Was auf den ersten Blick wie einer der zahllosen kleinen Westerwaldorte erscheint, entpuppt sich schnell als sehr lebendiger Industriestandort mit langer Geschichte.


Luftbildaufnahme der Ortsgemeinde Siershahn
Luftbildaufnahme der Ortsgemeinde Siershahn


Ein Schalenstück aus hartgebranntem Ton mit Kammstrichverzierung, das in der Gemarkung Siershahns gefunden wurde, ist der Spät-Latène-Zeit, etwa 400 bis 100 vor Christus, zuzuordnen und belegt, dass hier schon Ton gefunden und zu Töpfergeschirr verarbeitet wurde.


Schalenstück aus hartgebranntem Ton mit Kammstrichverzierung


Der viel später, etwa um 1000 nach Christus, entstandene Name Sigarshagen geht auf einen Personennamen zurück. Dieser wohl erste Siedler hat in der späteren Gemarkung Siershahn einen eingefriedeten und befestigten Hof (Hag) in dem gerodeten Waldgelände des Spurkenberg-Forstes angelegt. Vermutlich ist er auch Gründer des Dorfes Sigarshagen, dessen Ursprünge etwa um die Jahrtausendwende anzusiedeln sein dürften. Die erste urkundliche Erwähnung jedenfalls datiert auf die Jahre 1211 bis 1214. Sie besagt, dass der Erzbischof von Trier in dem Westerwälder Ort einen Fronhof besaß.

"In der unten abgebildeten Urkunde der Kurtrierer Erzbischöfe aus dem Jahre 1211 sind die Dörfer aufgeführt, die Ernteabgaben zu entrichten hatten. Die entscheidende Textstelle in der zweitletzten Zeile für Siershahn lautet: "In Sigarshagen un et dimid"
Das bedeutet auf Deutsch: "In Sigarshagen ein und einhalb" Gemeint sind ein und einhalb Scheffel Hafer. Das waren nach heutigen Maßen etwa 75 Liter Hafer, die der Fronhof jährlich zu entrichten hatte."


Ausschnitt aus der Urkunde der Kurtrierer Erzbischöfe aus dem Jahr 1211. Das Original wird im Landeshauptarchiv Koblenz aufbewahrt.


Ist auch über die nachfolgende Zeit nichts Bemerkenswertes überliefert, so dürfte der 30-jährige Krieg von 1618 bis 1648 ganz entsetzlich gewütet haben: Es ist belegt, dass in Siershahn noch im Jahre 1652 - also vier Jahre nach Kriegsende - lediglich neun (!) Familien lebten. Bis 1803 gehörte Siershahn zu Kurtrier, danach zu Nassau und ab 1866 zu Preußen. Anlage und Entstehung des Ortes belegen, dass es sich um ein reines Bauerndorf handelte. Als sich jedoch um die Jahrhundertwende der Tonbergbau aufgrund besserer Abbaumethoden stark ausdehnte, erwachte der Ort aus seinem Dornröschenschlaf: Denn mit der Eröffnung der Westerwaldbahn 1884 stieg Siershahn zum wichtigsten Verkehrsknotenpunkt des Westerwaldes auf. Von dort gab es direkte Eisenbahnverbindungen nach Köln, Gießen und Frankfurt. Der Tonversand nahm einen so bedeutenden Umfang an, dass Siershahn einen ungeahnten Aufschwung erlebte. Die Ansiedlung der Keramchemie auf der Gemarkung sowie anderer tonverarbeitender Unternehmen in der Umgegend ließen Siershahn rasch zu einem Industriestandort wachsen. Dies ist in besonderem Maße der bemerkenswerten Weitsicht des damaligen Gemeinderates zu verdanken. Er verband nämlich die Verpachtung der Tongruben mit drei Auflagen:
Zum einen musste der geförderte Ton in einer eigens zu errichtenden Stein- und Plattenfabrik weiterverarbeitet werden, zum anderen mussten die Fabrikarbeiter Einwohner der Gemeinde Siershahn sein. Schließlich mussten zwei Drittel des geförderten Tones in dieser Fabrik verarbeitet werden.

Mit Spaten stach man Stück für Stück die schweren Tonstücke ab. Die zunehmende Industrialisierung führte zum Maschineneinsatz: Loks zogen die schweren Loren mit Abraum, Seilbahnen transportierten den Ton zu den Eisenbahnanschlüssen. Selbst eine Tongewinnungsmaschine setzte man im Untertagebau ein. Immer noch legt ein alter Förderturm beredtes Zeugnis davon ab - doch heutzutage wird ausschließlich im Tagebau und mit modernstem, schweren Gerät gefördert.


Tonbergbaumuseum


Die landschaftlich sehr reizvolle Lage und die weitgehend intakte Landschaft rund um Siershahn ist den knapp 3000 Einwohnern ein Anliegen. Peinlich genau achten sie darauf, dass die ausgebeuteten Tongruben sorgfältig rekultiviert werden.
Ein besonderes Augenmerk war die Pius-Linde:
Sie wurde 1876 zu Ehren des 30. Pontifikates von Papst Pius IX. gepflanzt und stand bis 2012 als sichtbares Zeichen für Naturverbundenheit und Tradition über dem Ort.

Weitere Infos zur Pius-Linde

Piuslinde im Sommer
Piuslinde im Sommer


Die Heimatverbundenheit der Westerwälder, gepaart mit Tradition und Selbstbewusstsein, findet ihren Ausdruck in den zahlreichen Vereinen Siershahns. Die Industrieansiedlungen führten zu einem bescheidenen Wohlstand des Ortes, der sichtbaren Ausdruck findet in der modernen Grundschule, der 2009 neu eingeweihten Sonderschule, der praktischen Mehrzweckhalle und den gut ausgestatteten Sportanlagen. Die relative Nähe zur Kreisstadt Montabaur und zu Koblenz machen Siershahn zu einem attraktiven Städtchen im Westerwald.

Fotogalerie: "Ein Gang durch Siershahn"

Literaturhinweise für die Homepage "Siershahn"

"Geschichte der Gemeinde Siershahn"
(Autoren Franz Baaden und Hans Werner Schughart)
Eine Chronik von den Anfängen im Jahre 1211 bis ins Jahr 1986, auch mit Querverbindungen zu den Nachbargemeinden Wirges, Ebernhahn, Mogendorf und Leuterod
erfasst ist die geschichtliche Entwicklung aller Bereiche des Gemeindelebens, wie z. B.: die Land- und Forstwirtschaft, Tonindustrie, Kirchen, Schule und aller Vereine; ebenso besondere Ereignisse und die Siershahner Mundart
Das Buch ist eine Fundgrube für alle Neubürger, die sich über ihren neuen Wohnort informieren wollen, aber auch für Schüler und Studenten in Bezug auf Facharbeiten.
Es ist zum Preis von 25,00 € bei der Ortsgemeinde als Herausgeber erhältlich.


"Siershahner Kalender"
(Redaktion: bis 2008 Hans Werner Schughart; ab 2009 Günther Endlein / Egon Conradi)
Ein geschichtlich orientierter Jahreskalender, als Ergänzung zur Ortschronik
erscheint seit 1992 und wird fortgesetzt.
Neben den Monatsblättern mit teils alten, teils neuen Fotoreproduktionen werden im Anhang besondere Themen behandelt, wie z. B.: Pfarrer und Bürgermeister, geschichtliche und aktuelle Entwicklungen, das war einmal, unvergessene Siershahner, Firmen stellen sich vor et.
Als jährlich wiederkehrende Informationen sind zu finden: Statistik der Einwohner, Gemeinderat, Vereine und ihre Vorsitzenden.
Der Jahreskalender ist Anfang November zum Preis von 7,00 € bei der Ortsgemeinde und in Siershahner Geschäften erhältlich. Ältere Exemplare sind in geringen Stückzahlen für Sammler vorrätig.


Weitere Literatur über Siershahn findet sich in "Rheinische Landesbibliothek" unter www.rlb.de - Stichwort: "Siershahn".


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