Ortsansicht Bannberscheid

Ortsgemeinde Bannberscheid

Nachlese Waldbegang am 06.11.2021

Ob es am zu schönen Wetter lag oder am Desinteresse? Leider nahmen nur sehr wenige Mitbürgerinnen und Mitbürger (in Worten: zwei) an der sehr informativen Begehung unter kundiger Leitung durch den Leiter des Forstamtes Neuhäusel, Friedbert Ritter, und unseren Revierförster, Herr Thomas Schmidt, (welche beide den halben Samstag in den Dienst für die Allgemeinheit stellten) teil, bei denen ich mich hiermit nochmals ausdrücklich bedanke.

Im gesamten Gemeindewald Bannberscheid fielen in den letzten Jahren auf einer Fläche von etwa 19 Hektar (das sind ca. 27 Fußballfelder oder 317 Bauplätze à 600 m²) Fichtenbestände dem Buchdrucker zum Opfer.
Laut Forsteinrichtungswerk v. 01.10.2015 betrug der Gesamtvorrat an Fichten Derbholz 7.281 Festmeter; der jährliche Zuwachs lag bei 210 Festmeter (9 Festmeter je Jahr und Hektar).

Tatsächlich wurden seit 2016 insgesamt 6.500 Festmeter Fichtenholz geerntet (192, 542, 521, 803, 3721, 710 FM). Lediglich die in 2021 geernteten 710 FM waren in Ortsnähe (am Bahndamm, -übergang); die übrigen 5800 FM wurden im Bereich des Bannberscheider Markwaldes geerntet.
Nennenswerte Totholzreste befinden sich im Bereich der Markwaldabteilungen 4, 6b und 8a.

 

 

Bereits Ende 2020 begann die Wiederbewaldung. Dabei wurden größere Bereiche auf der sich bereits Naturverjüngung befand, ausgespart.
Noch in diesem Herbst/Winter soll die Kalamitätsfläche am Bahnübergang L 300 aufgeforstet werden.
Im Laufe der nächsten Jahre werden sich auch die Zwischenräume zwischen den Pflanzklumpen mit Naturverjüngung besiedeln. Es kann davon ausgegangen werden, dass sich auf den Kalamitätsflächen weitere Baumarten wie Bergahorn, Buche, Fichte, Birke, Pappel, Weide, Lärche etc. ansiedeln werden.
In der Folge werden sich Mischbestände entwickeln, in denen Baumarten unterschiedlichster Wuchsdynamik nebeneinanderstehen.
Dies ist bereits jetzt vor Ort deutlich zu sehen.


 

Eine ganz wesentliche Entwicklungsphase in den „Wiederbewaldungsflächen“ steht in etwa 15 - 20 Jahren an, wenn im Zuge der „Mischwuchsregulierung“ der „forstliche Gemischtwarenladen“ dahingehend durchmustert werden muss, welche Baumarten in den Endbestand überführt werden sollen.
Dafür sind profunde Kenntnisse im Hinblick auf die Wuchsdynamik der jeweiligen Baumarten erforderlich.
Es steht zu hoffen, dass bis dahin bezüglich der Klimaveränderung klimastabile Baumarten in ausreichender Anzahl in den Beständen vorhanden sind.
Der Weg dorthin ist allerdings lang, beschwerlich und teuer.

Im Einzelnen wurden folgende Abteilungen des Markwaldes Bannberscheid in Augenschein genommen:

 

Abt. 4a:         Fichten: 13 – 155-jährig; 2,6 ha.
Eine flächendeckende Verjüngung mit Fichte und Buche, sowie Voranbauten/Klumpen mit Buche ist bereits vorhanden. Innerhalb der letzten Vegetationsperiode hat sich aufgrund der höheren Niederschlagsintensität eine hohe Wachstumsdynamik eingestellt.

 

In den nächsten Jahren muss eine Feinerschließung mit Gliederungslinien/Rückegassen eingelegt werden

 

Abt. 5a:         Fichten: 11 – 121-jährig; 5,2 ha.
Einzelne Buchen Klumpen über die gesamte Fläche verteilt.
Die vorhandenen Altholzreste lösten sich in 2020 durch Buchdruckerbefall auf und wurden am Ende des Jahres 2020 zwangsweise genutzt.
Zwischenzeitlich erfolgten Anpflanzungen mit Buchen und Douglasien wobei sich weitere Baumarten (Lärchen, Ebereschen, Birken, Fichten) durch Anflug in nicht unerheblichem Umfang im Rahmen der Naturverjüngung beigemischt haben.

 


Abt. 6 b/7a:  Fichten: 73 – 103-jährig; 7,7 ha.
Durch Schneebruch 2010/11 war die Bestockung bereits vor dem Buchdruckerbefall sehr lückig; einzelne Windwürfe in den Folgejahren. In den letzten Jahren waren hier bereits Buchen Voranbauten vorgenommen worden. In den alten Windwurflöchern befindet sich bereits Fichten Anflug.
Mittlerweile hat sich in der relativ kurzen Zeit bereits ein relativ stark entwickelter Mix aus Fichten, Buchen, Ebereschen, Birken und Lärchen eingestellt.

 

 


Abt. 8 a:        Fichten: 64-jährig; 3,6 ha
Zum Zeitpunkt des letzten Waldbegangs im Januar 2020 war der Bestand bis auf eine kleine Fläche am Sendemast noch geschlossen und gesund.
Im Laufe des Sommers 2020 starb der Fichtenbestand durch Buchdruckerbefall ab.
Aus Gründen der Verkehrssicherung wurde ein Fichtenstreifenentlang des Forstweges entfernt, um zu vermeiden, dass zusammenbrechende Fichten den Zaun an der benachbarten Fernmeldeanlage beschädigen.
Der Reststreifen blieb unbearbeitet. Hier kann die die Natur durch Sukzession einen neuen Wald bilden.

 

Im Rahmen der durch den Buchdruckerbefalls notwendigen Wiederbewaldung, kommt auch dem Thema Totholz eine große Bedeutung zu.
Was ist Totholz?
Unter dem Begriff „Totholz“ versteht man stehende und liegende Bäume oder Teile davon, die abgestorben sind. Es ist der letzte Entwicklungsprozess im Leben eines Baumes und eines der wichtigsten Strukturelemente unserer Wälder. In der Forstwirtschaft werden absterbende Bäume auch als Biotopbäume, Höhlen- und Spechtbäume oder Habitatbaum bezeichnet. Stehendes Totholz ist in seiner Bedeutung für die Artenvielfalt sehr viel höher als liegendes, da es vielen höhlenbewohnenden Arten ein Habitat bietet. Totholz fördert die Artenvielfalt.
Totholz kann durch Kalamitäten wie Krankheiten, Insekten- und Pilzbefall, Wind- und Schneebruch sowie Waldbrand entstehen. Haben diese Bäume aufgrund ihrer Beschaffenheit eine besondere Bedeutung für Flora und Fauna, bezeichnet man sie auch als Biotopbäume. Für zahlreiche spezialisierte Tier-, aber auch Pflanzenarten sind sie wichtiger Lebensraum. Flechten, Moose, Pilze, Käfer, Schnecken, Vögel und Säugetiere stellen 11.000 Arten in den Wäldern Deutschlands. 20 bis 50 % dieser Arten sind auf das Vorhandensein von Totholz angewiesen. Es ist ein entscheidender Faktor für die Artenzusammensetzung und die Häufigkeit der Brutvögelgemeinschaften von Wäldern.

 

Wie viel Totholz braucht der Wald?
In Urwäldern liegt das Totholzaufkommen abhängig von der Produktivität eines Standortes zwischen 100 bis 300 m3/ha Waldfläche. Vor Mitte der 1990er-Jahre galt ein Totholzaufkommen von 5 bis 10 m3/ha für Wirtschaftswälder als ausreichend und 10 bis 20 m3/ha als gut. Jüngere Studien zur Fauna der heimischen Wälder zeigen unabhängig vom Waldlebensraum, unterhalb von 30 bis 60 m3/ha stehendes und liegendes Totholz, einen kritischen Rückgang der Biodiversität. Die Untersuchungen zeigten aber auch, dass bei einer noch größeren Totholzmenge die Artenzahl nur noch langsam zunimmt. Für Laubwälder (Buche, Eiche, Eichen- Hainbuchenwälder, Bergmischwälder) empfehlen Artenexperten dementsprechend 38 bis 60 m3/ha bzw. 5 bis 10 % des lebenden Vorrats. Das Zertifikat nach FSC, welches auch für den Markwald Bannberscheid ausgestellt wurde, fordert durchschnittlich mindestens 10 Biotopbäume pro Hektar.

 

FSC-Kriterien für Biotopbäume:
·       sechs Kleinhöhlenbäume für anspruchsvolle Kleinvögel wie z.B. den Halsbandschnäpper,

·       eine Großhöhle für Schwarzspecht, Hohltaube, Raufußkauz oder Dohlen,

·       mindestens eine absterbende Buche als Lebensraum für holzbewohnende Insektenjäger,

·       mindestens eine Mulmhöhle mit Bodenkontakt und eine ohne Bodenkontakt.

Die Umsetzung kann u.a. im Rahmen eines BAT-Konzeptes erfolgen, dessen Beschlussfassung in nächster Zeit auch auf der Tagesordnung des Gemeinderates Bannberscheid stehen wird.

Georg Holl, Ortsbürgermeister

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